Die Wiederentdeckung des Lebendigen!

Teile dein Feedback & deine Erfahrungen mit der Community.
Lara

Re: Die Wiederentdeckung des Lebendigen!

Beitrag von Lara » Do Aug 08, 2019 11:57 am

Die Blumen an meiner Eingangstür strahlen eine derart üppige Lebendigkeit, Überfluss, Freude am Leben, die Vision von grenzenlosem Wachstum aus, einfach Wohlgefühl auf allen Ebenen. Da fällt mir die erdwärtsmesse ein. Warum? Weil ich in dieser Form des Feierns mich selbst auch so lebendig spüren kann wie es der Anblick dieser Pflanzen auslöst. Und ich frage mich, was will Gott von uns? Sogleich fällt mir auf, wenn ich diese Frage so stelle, gehe ich von Gott als einer Person aus. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Gott Person ist bzw. jemand ist, der etwas von uns will. Also wieder zurück zur üppigen Pflanzenpracht: Was ist unser Leben? Dass es eine großartige Ordnung gibt, in die wir eingebunden sind, das ist für mich stimmig. Dass diese Ordnung das Leben will und damit eine liebende Kraft ist, ist für mich auch stimmig. Dass ich als Mensch mich verwirklichen und in diese Ordnung einbinden kann und danach strebe, gibt mir ein gutes Gefühl. Und nun zurück zur Feier der hl. Messe. Sie sollte der Raum sein, in dem wir Menschen uns begegnen und uns gemeinsam mit der göttlichen Ordnung, dieser Quelle allen Seins verbinden können. In mir hallen die Worte von Wolfgang Larcher nach, die er in die Dunkelheit der Krypta in Chartres sprach: "Wir Menschen leben in der Illusion voneinander getrennte Wesen zu sein, weil wir unseren Ursprung aus der Einheit vergessen haben...." Im Feiern der erdwärtmesse/die Volksmesse erlebe ich immer wieder, wie beglückend und verbindend dieses Ritual für alle Teilnehmenden ist. Ich wünsche diesen Messfeiern, dass sie die oben beschriebene Vision vom grenzenlosen Wachstum erfahren mögen und immer mehr Menschen in die Kraft dieser Feiern eintauchen können.

Paul

Re: Die Wiederentdeckung des Lebendigen!

Beitrag von Paul » Mo Jun 24, 2019 12:57 am

Ich war einmal Katholik, bis ich für mich entdecken musste, wenn du Lebendiges suchst, musst du dich schleunigst nach anderem umsehen! Und tatsächlich bin ich im Buddhismus fündig geworden auf der Suche nach mir selbst und nicht in der gehorsamen Erfüllung weltfremder Glaubensvorstellungen!
Für mich schließen sich Kirche und "Die Wiederentdeckung des Lebendigen" kategorisch gegenseitig aus. Erstere steht für Beharren, Abschirmen, Ausgrenzung, Abwürgen. Die stattlichen Namen von prominentesten Hinausgeworfenen wie Adolf Holl, Leonardo Boff, Matthew Fox, Hans Küng, Eugen Drevermann etc. - sozusagen das Beste, was diese marode Institution besessen hätte - bestätigen das auf erschütternde Weise.
Und dann reden die auch noch von ihrer Messe als "Quelle des Lebens"??? Das nenne ich erheblichen Realitätsverlust!
Dagegen schmeckt das andere nach Leben, Aufbruch, nach frischem Wind, Abenteuer, Freude, Spontanität......
Bitte wie sollte das jemals zusammengehen?

Peter Jan

Re: Die Wiederentdeckung des Lebendigen!

Beitrag von Peter Jan » Do Jun 20, 2019 2:14 pm

Obwohl ich mit der Website-Administration strikt vereinbart habe, dass ich mich hier auf den „Feedbacks“ nicht einbringen werde – dafür ist eben dann später der Blog da, wenn er einmal geöffnet wird –, muss ich mein Versprechen jetzt schon ein zweites Mal brechen. Aber angesichts der so positiven Entwicklung hier, kann ich eben nicht anders. Sorry!

Es sind vor allem zwei Postings, die mich innerlich sehr aufgewühlt haben:
Der Eintrag von Stella einerseits und dann der von Larissa:

„......und dann hast du plötzlich ein massives Problem. Zumindest ich, die ich Theologin und Religionslehrerin in einer Großstadt bin und Jugendlichen die Messe als „Quelle des Lebens und Höhepunkt der christlichen Glaubenspraxis“ verkaufen soll. Denn genau das interessiert heute im Grunde niemand mehr außer vielleicht der rapide schrumpfenden Schar jener treuen Gläubigen, die nichts hinterfragend alles tun, weil es immer schon so war....
....von einer vorgegebenen „Ideologie“ (sprich Glaubenslehre) kannst du eben auf Dauer nicht leben....
.....irgendwann konnte ich nicht länger wegschauen, dass ich auf eine handfeste persönliche Krise zusteuerte. Bleiben oder Gehen?.....“

Wie kann man da als mündiger Christ einfach seine Hände in den Schoß legen und die „Verschlusssache Christentum“ länger allein den oberen Führungsetagen überlassen? Keine Sorge, ich rate zu keinen Demos! Die bringen selbstverständlich überhaupt nichts. Aber es gibt schon ein sehr potentes Mittel, um Wind zu machen und starke Zeichen zu setzen: gemeinsam singend und gemeinsam feiernd „Kathedralen der Klänge“ bauen! Das ist nicht nur das Motto einer jeden Erdwärtsmesse. Gemeinsam kraftvolle Gesänge intonieren und gemeinsam feiern, das verbindet und macht stark. Nicht von ungefähr lautet der achte Refrain der Erdwärtsmesse: „Herr, bleib bei uns mit deiner Kraft, die in uns Mut und Hoffnung macht“. Nicht nur einmal in der Geschichte sind Tyrannen nicht mit Kanonen, sondern mit einer einzigen Melodie hinweggefegt worden. Va, pensiero.......!

Ich bin immer wieder fasziniert, was für erstaunliches Potential unsere alten Kindermärchen enthalten, das in unseren tiefsten Seelenschichten eine enorme Resonanz auszulösen vermag. Weil sie eben etwas in uns ansprechen, was uns existentiell betrifft. Und dazu benutzen sie ganz einfache Symbole, Bilder, Worte und Episoden, um unser Herz in Resonanz versetzen.
Hey, Märchenonkel, was hat das jetzt mit der „Messe“ zu tun? Mehr als du denkst, Genosse! Denn gerade auf die Messe passt nichts so sehr wie die Geschichte vom mausgrauen Aschenputtel, das irgendwo einsam in einer Ecke kauert und dem niemand mehr Beachtung schenkt. Fürs Erste. Aber das ist längst nicht alles!

Ja, genau, Basil! Auch mir selbst bleibt diese sehr schmerzvolle und bittere Erfahrung nicht erspart, wenn ich in den Künstlerkreisen, in denen ich mich im Gegensatz zu früher heute wesentlich seltener bewege, von meinem großen Lebensthema, die „Messe“ zu reden (und vor allem zu schwärmen) beginne. Dass ich nämlich dann selbst unter guten Freunden dieselben Blicke der Peinlichkeit und Betretenheit zu spüren bekomme, die ich ebenfalls ernte, wenn ich in katholischen Kreisen die „Esoterik“ anspreche und die schlichteren christlichen Gemüter zum Weihwasserbesen greifen.

Wie auch immer. Fakt ist, dass die Messe irgendwann – warum auch immer – zum „Aschenputtel“ geworden ist! Man schämt sich, mit ihr öffentlich in Verbindung gebracht zu werden.
Aber das ist bekanntlich nicht alles! Das Märchen endet ja ziemlich spektakulär! Aschenputtel wird wie ein Phönix aus den Niederungen des Verkannt-, Verstoßen- und Ausgegrenztseins hochfliegen und Königin werden! „Es“ wird wieder zu dem, was es ja eigentlich immer war!

Aschenputtel ist für mich die Messe! Diese „Vision“ verfolgt (und peinigt) mich jetzt schon seit einigen Jahren. Genauer seit dem Tag, an dem die Erdwärtsmesse das Licht der Welt erblickt hat.

Möglicherweise ist eine solche „Vision“ auch total verrückt. Spinner! Fantast! Traumtänzer! Realitätsverweigerer! etc. Lauter Wörter, die ich immer wieder aus meinem näheren Umfeld zu hören bekomme. Warum vergeudest du deine Kraft ausgerechnet an Dinge ohne Zukunft.... etc. etc.
Aber wer weiß! Die Anfänge von großen Bewegungen haben zunächst immer als den Zeitgenossen höchst suspekte Spinnereien begonnen.

Wie auch immer, Tatsache ist, dass seit einem guten halben Jahr die Erdwärtsmessen in den Herzen vieler Menschen sehr starke Resonanzen hervorgerufen haben. Diese werden sich bündeln und wenn einmal eine gewisse kritische Masse erreicht ist, wird daraus früher oder später eine machtvolle Bewegung entstehen.

Diese Vorahnung meinerseits entbehrt natürlich nicht einer soliden Grundlage. Wie ich schon weiter unten geschrieben habe, teile ich mit vielen großen Künstlerkollegen – zeitgenössische wie auch solche aus früheren Generationen – die Ansicht, dass die Messe das größte Kunstwerk aller Zeiten ist. Dass sie eben nur im Lauf der Zeit heruntergewirtschaftet wurde. Ja, dass sie eigentlich die Mutter aller Kunst ist. Oder richtiger: war! Dann sollte sie dieses auch wieder werden!

Für mich ist Kunst weder L´art pour l´art-Spielerei noch ästhetischer Selbstzweck, sondern permanenter LOBPREIS!
Dazu haben wir Menschen ja tatsächlich allen Grund, wenn wir uns einmal etwas Zeit für uns selbst nehmen und zumindest für einen Augenblick innehalten, um darüber nachzusinnen, wer wir wirklich sind und welche Stellung wir in diesem unfassbaren Kosmos einnehmen.
J. S. Bach hat diese innere Haltung der Anbetung in drei elementare Buchstaben gefasst: SDG. Soli Deo Gloria. Immer zur Ehre Gottes. Klarer geht´s nicht! Und er ist neben Beethoven der größte aller Künstler!

Und dann gibt es auch noch einen zweiten triftigen Grund, dass ich, was meine „Vision“ betrifft, gar so zuversichtlich bin. Und das trotz des so massiven Widerstandes kirchlicherseits.
Aber das schreibe ich ein andermal......

Larissa

Die Wiederentdeckung des Lebendigen!

Beitrag von Larissa » Do Jun 20, 2019 2:13 pm

„......was ist wirklich drinnen in einer Messe?“, fragt sich immerhin Horst noch. Das wäre eigentlich für alle ChristInnen eine Frage des Überlebens unseres Glaubens. Die Realität sieht anders aus. Deinen Tod, o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen, das ist bekanntlich die offizielle Lehrmeinung über den Sinn der Messe.
Und dann hast du plötzlich ein massives Problem. Zumindest ich, die ich Theologin und Religionslehrerin in einer Großstadt bin und Jugendlichen die Messe als „Quelle des Lebens und Höhepunkt der christlichen Glaubenspraxis“ verkaufen soll. Denn genau das interessiert heute im Grunde niemand mehr außer vielleicht der rapide schrumpfenden Schar jener treuen Gläubigen, die nichts hinterfragend alles tun, weil es immer schon so war.
Von einer vorgegebenen „Ideologie“ (sprich Glaubenslehre) kannst du eben auf Dauer nicht leben. Und irgendwann musste ich mir eingestehen, dass die Messe immer weniger „Quelle des Lebens und Höhepunkt der christlichen Glaubenspraxis“ für mich war, weil ich selbst zwischen dieser vorgegebenen „Ideologie“ und meiner eigenen Lebenswirklichkeit keinen persönlichen Bezug mehr herstellen konnte.
Also wendete ich mich – wie vieler meiner KollegInnen auch – alternativen pastoralen „Zukunftsmodellen“ zu. Soetwas wie „eucharistische Wortgottesdienste“ z.B....
Wenn wir ehrlich sind, dann ist das aber nur eine plumpe Täuschung der Menschen. Die spüren das auch und bleiben weg. Wenn Christus uns die „Fülle des Lebens“ versprochen hat, dann muss diese „Fülle“ zu allererst einmal in der Messe, dem sogenannten „Höhepunkt der christlichen Glaubenspraxis“ spürbar und konkret erfahrbar sein, Glaube hin oder her!
Irgendwann konnte ich nicht länger wegschauen, dass ich auf eine handfeste persönliche Krise zusteuerte. Bleiben oder Gehen?
Aber dann fiel mir zufällig das Buch von Peter Jan Marthé „Die heilige Messe - kultisch, sinnlich, szenisch, mystisch“ in die Hände. Für mich war das wie ein großer Befreiungsschlag. Plötzlich gab es einen persönlichen Bezug zwischen der Messe und MEINER Lebenswirklichkeit. Nicht länger war der Mensch für die Messe da, sondern die Messe für den Menschen. Und zwar für jeden Einzelnen auf ganz persönliche Weise! Jesus Christus hat uns mit dem Geschenk des „Herrenmahles“, aus der dann im Lauf der Zeit eben die uns bekannte „Messe“ geworden ist, die Tür aufgemacht.
Liturgie war für mich nicht länger „Gottesdienst“, den wir Gott gegenüber schulden, sondern Gottes Dienst an UNS! Gott selbst führt uns in der Messe im schrittweisen Durchschreiten der „Acht heilsamen Räume“ wie damals die Israeliten durchs „Rote Meer“, d.h. durch alle persönlichen Höllen, durch alle Höhen und Tiefen, bis wir sicher im „Gelobten Land“ angekommen sind, wo DEIN Leben mit allem Drum und Dran immer wieder neu vollständige Heilung und Wandlung erfährt.
Die Messe – ein „unblutiges Opfer“, wie uns gelehrt wird? Nein, für mich sicher nicht mehr. Vielmehr ein freudvolles Fest der Begegnung mit Gott. Es war eine atemberaubende Erfahrung. Es war die Wiederentdeckung des LEBENDIGEN!
In einer „Erdwärtsmesse“ kann ich dieses „Fest der Begegnung mit Gott“ immer wieder feiern und vor allem mit vielen anderen teilen. Schade daher, dass bei uns in Bayern die sogenannten „Erdwärtsmessen“ noch so selten sind. Gott sei Dank ist Tirol nicht allzu weit entfernt. Also pilgern meine Freunde und ich immer wieder dorthin.
Wer also einen verstaubten, aus der Mode gekommenen Schatz wieder für sich heben will, dem sei dieses Buch dringlichst ans Herz gelegt! Es ist nebenbei auch sehr spannend zu lesen.

Antworten