Re: Gute Liturgie ist wie guter Sex
Verfasst: Mo Sep 23, 2019 11:08 pm
Seit ich den Beitrag mit der Aussage des Rabbi gelesen hatte, beschäftigte er mich; dadurch entdeckte ich seither spannende spirituelle/mystische Spuren – denn: Körper, Seele und Geist gehören zusammen:
Aus: „Mystik und Widerstand“ Dorothee Sölle (Philosophin, evangel. Theologin, Literaturwissenschaftlerin) Sie widmet in diesem Buch je ein ganzes Kapitel dem Thema „Ekstase“ und eines dem Thema „Erotik“.
Auszug:
bereits im frühen Mittelalter (13. Jh.) haben sog. Beginen (z.B. Mechthild von Magdeburg (S. 157) ...) Texte über ihre Gottesbeziehung verfasst – u. z. in „maßloser mystischer Leidenschaft“ - die sich an der damaligen aktuellen Minnelyrik orientierten.… Marguerite Porète (S. 158) wurde sogar wegen ihrer Texte verbrannt, vermutlich weil deren Inhalt, verfasst als feinsinniger Tugendspiegel, eine Zumutung für die Amtskirche bedeutete. Sie schrieb: „Die Unmittelbarkeit der Gotteserfahrung bedarf keiner Vermittlung, das Aufgehen der Seele im „Fern-Nahen“ (ihr persönlicher Name für Gott) braucht die Vermittlungsinstanz der Amtskirche nicht“.
Aus: „Ekstase“ – Sexualität und Spiritualität, Wunibald Müller (Dr. theol., klin. Psychologe und Psychotherapeut):
Zitat Abraham Maslow (S. 42):
„Viel Theologie kann als der vergebliche Versuch betrachtet werden, die ursprüngliche mystische Erfahrung, wie sie von den Propheten überliefert worden ist, in kommunizierbare Worte, Formeln, symbolische Rituale und Zeremonien zu übersetzen.
Organisierte Religion kann wiederum gesehen werden als das Bemühen, Gipfelerfahrungen Menschen zu übermitteln, die selbst keine Gipfelerfahrungen machen.
Dazu kommt, dass viele, die versuchen, im Auftrag der Kirche anderen diese Gipfelerfahrung näher zu bringen, selbst zu jenen zählen, die über keine Gipfelerfahrungen verfügen oder einen schweren Zugang dazu haben.“
Zit. Anselm Grün OSB: „Wer die Sexualität zu Ende denkt wird auf die Ursehnsucht nach Lebendigkeit stoßen.“ (S. 73)
Zit. W. Müller (S. 122): „Wer gegenüber den sexuellen Begegnungen und den Erfahrungen, die mit sexuellen Höhepunkten einhergehen, eine positive Einstellung hat, darin etwas Natürliches, der Schöpfung Entsprechendes, von Gott Gewolltes sieht, das von Tiefe und Ernst getragen ist, wird mit einer solchen Zusammenschau von Sexualität und Spiritualität keine Schwierigkeiten haben. Das gilt auch für jenen, der Spiritualität immer auch als etwas gesehen und erlebt hat, das mit Leidenschaft, Erdverbundenheit, Gipfelerfahrung, Ekstase und Intimität zu tun hat.“
Und:
Das Hohe Lied Salomon´s ist der Bibel einverleibt und enthält eine Sammlung von Liebesgedichten.
Sufis nennen in ihren Gedichten den Unaussprechlichen u. a. „Geliebten“ oder „Liebenden“.
Und wer hat schon die Skulptur von der „Verzückung der Hl. Theresa“ von Lorenzo Bernini im Petersdom gesehen? Ein Engel ist dabei ihr einen Pfeil ins Herz zu treiben und sie fällt in völlige Ekstase ….:
„Unmittelbar neben mir sah ich einen Engel in vollkommener körperlicher Gestalt. Der Engel war eher klein als groß, sehr schön, und sein Antlitz leuchtete in solchem Glanz, daß er zu jenen Engeln gehören musste, die ganz vom Feuer göttlicher Liebe durchleuchtet sind; es müssen jene sein, die man Seraphe nennt. In der Hand des Engels sah ich einen langen goldenen Pfeil mit Feuer an der Spitze. Es schien mir, als stieße er ihn mehrmals in mein Herz, ich fühlte, wie das Eisen mein Innerstes durchdrang, und als er ihn herauszog, war mir, als nähme er mein Herz mit, und ich blieb erfüllt von flammender Liebe zu Gott. Der Schmerz war so stark, dass ich klagend aufschrie. Doch zugleich empfand ich eine so unendliche Süße, dass ich dem Schmerz ewige Dauer wünschte. Es war nicht körperlicher, sondern seelischer Schmerz, trotzdem er bis zu einem gewissen Grade auch auf den Körper gewirkt hat; süßeste Liebkosung, die der Seele von Gott werden kann.“
Lieber Beelzebub,
hälts Du das aus? Die Beispiele zeigen Dir, dass die Menschen nicht generell Sex als „Pfui Thema“ auffassen, sondern ebenso als eine wunderbare Möglichkeit von inniger liebevoller ekstatischer Begegnung, an der die Seele zutiefst mitbeteiligt ist …. zugegeben die Verbindung mit der Messe ist auf den ersten Blick ungewohnt, doch beim näheren nachsinnen ist zu entdecken, dass z. B. alle unsere 5 Sinne während einer Messe konkret angesprochen werden: Weihrauch, Kerzen, Weihwasser, schöne Gewänder, Gold, Bilder, Musik, Klänge, duftendes Öl, Brot und Wein ….. die Seele wird durch diese Kanäle vielfach berührt, sie ist ja ganz für das Sinnliche und die Schönheit empfänglich!! Das scheint mir DER Schlüssel zu sein für „guten Sex“: das Vorhandensein einer innigen Verbindung von Seele, Körper Geist, dadurch Empfänglichkeit für das Gegenüber …. (bei der Liturgie ebenso wie mit einem Partner)!! Die Brücke für das Transzendente, berührbar und offen für das Lebendige ….. die Seele kann ihrem „Ursprung“ – Gott – begegnen ….. Gerade die Musik in der Messe ist ein exzellentes Transportmittel dieser lebensvollen Schwingungen! Ich singe übrigens die Erdwärstmesse Beelzebub und wir erleben hier diese große Lebendigkeit und Ergriffenheit und Kraft …. und die Kirche ist voll und die Anwesenden wollen jedes Mal noch mehr davon und fragen nach den nächsten Terminen!!!
Wir sind also eher nicht gewohnt den Begriff „Sex“ in diesen weiten spirituellen Kontext einzubetten ….. wie bereichernd wäre dies doch – auch für Paarbeziehungen! Der Zeitgeist langweilt mit plakativen sexistischen Darstellung in den alltäglichen Medien ….. und die Kirche hat uns einen „gottgewollten lebendigen natürlichen Zugang“ gründlich vermiest……
Dass Jesus ohne Sex auf die Welt gekommen ist kann ich mir auf der Verstandesebene nicht vorstellen. Ich verehre ihn trotzdem zutiefst als den SOHN GOTTES, das ist für mich kein Widerspruch! Im Gegenteil! Du weißt vielleicht nicht (oder doch – Schlitzohr!), dass die Schriften der Bibel keine harten Tatsachenberichte sind, sondern mystische Geheimnisse vermitteln. Aber du weißt sicher, dass wir Menschen einen göttlichen Kern in uns tragen, wir also Gottes Kinder – seine Töchter und Söhne – sind. Das ist Dir ziemlich sicher ein Ärgernis …… vielleicht bist uns ja neidig und willst uns deshalb so manches einreden oder ausreden, uns ablenken ….. vielleicht aber regt sich manchmal insgeheim, ganz ganz tief drinnen, im allerhintersten Winkel sozusagen, ein Funke Sehnsucht in Dir, nach einer erneuten Verbindung mit dieser großen alles umfassenden LIEBE ….. du warst ja diesem göttlichen LICHT einst so nah wie kein anderer …..
Aus: „Mystik und Widerstand“ Dorothee Sölle (Philosophin, evangel. Theologin, Literaturwissenschaftlerin) Sie widmet in diesem Buch je ein ganzes Kapitel dem Thema „Ekstase“ und eines dem Thema „Erotik“.
Auszug:
bereits im frühen Mittelalter (13. Jh.) haben sog. Beginen (z.B. Mechthild von Magdeburg (S. 157) ...) Texte über ihre Gottesbeziehung verfasst – u. z. in „maßloser mystischer Leidenschaft“ - die sich an der damaligen aktuellen Minnelyrik orientierten.… Marguerite Porète (S. 158) wurde sogar wegen ihrer Texte verbrannt, vermutlich weil deren Inhalt, verfasst als feinsinniger Tugendspiegel, eine Zumutung für die Amtskirche bedeutete. Sie schrieb: „Die Unmittelbarkeit der Gotteserfahrung bedarf keiner Vermittlung, das Aufgehen der Seele im „Fern-Nahen“ (ihr persönlicher Name für Gott) braucht die Vermittlungsinstanz der Amtskirche nicht“.
Aus: „Ekstase“ – Sexualität und Spiritualität, Wunibald Müller (Dr. theol., klin. Psychologe und Psychotherapeut):
Zitat Abraham Maslow (S. 42):
„Viel Theologie kann als der vergebliche Versuch betrachtet werden, die ursprüngliche mystische Erfahrung, wie sie von den Propheten überliefert worden ist, in kommunizierbare Worte, Formeln, symbolische Rituale und Zeremonien zu übersetzen.
Organisierte Religion kann wiederum gesehen werden als das Bemühen, Gipfelerfahrungen Menschen zu übermitteln, die selbst keine Gipfelerfahrungen machen.
Dazu kommt, dass viele, die versuchen, im Auftrag der Kirche anderen diese Gipfelerfahrung näher zu bringen, selbst zu jenen zählen, die über keine Gipfelerfahrungen verfügen oder einen schweren Zugang dazu haben.“
Zit. Anselm Grün OSB: „Wer die Sexualität zu Ende denkt wird auf die Ursehnsucht nach Lebendigkeit stoßen.“ (S. 73)
Zit. W. Müller (S. 122): „Wer gegenüber den sexuellen Begegnungen und den Erfahrungen, die mit sexuellen Höhepunkten einhergehen, eine positive Einstellung hat, darin etwas Natürliches, der Schöpfung Entsprechendes, von Gott Gewolltes sieht, das von Tiefe und Ernst getragen ist, wird mit einer solchen Zusammenschau von Sexualität und Spiritualität keine Schwierigkeiten haben. Das gilt auch für jenen, der Spiritualität immer auch als etwas gesehen und erlebt hat, das mit Leidenschaft, Erdverbundenheit, Gipfelerfahrung, Ekstase und Intimität zu tun hat.“
Und:
Das Hohe Lied Salomon´s ist der Bibel einverleibt und enthält eine Sammlung von Liebesgedichten.
Sufis nennen in ihren Gedichten den Unaussprechlichen u. a. „Geliebten“ oder „Liebenden“.
Und wer hat schon die Skulptur von der „Verzückung der Hl. Theresa“ von Lorenzo Bernini im Petersdom gesehen? Ein Engel ist dabei ihr einen Pfeil ins Herz zu treiben und sie fällt in völlige Ekstase ….:
„Unmittelbar neben mir sah ich einen Engel in vollkommener körperlicher Gestalt. Der Engel war eher klein als groß, sehr schön, und sein Antlitz leuchtete in solchem Glanz, daß er zu jenen Engeln gehören musste, die ganz vom Feuer göttlicher Liebe durchleuchtet sind; es müssen jene sein, die man Seraphe nennt. In der Hand des Engels sah ich einen langen goldenen Pfeil mit Feuer an der Spitze. Es schien mir, als stieße er ihn mehrmals in mein Herz, ich fühlte, wie das Eisen mein Innerstes durchdrang, und als er ihn herauszog, war mir, als nähme er mein Herz mit, und ich blieb erfüllt von flammender Liebe zu Gott. Der Schmerz war so stark, dass ich klagend aufschrie. Doch zugleich empfand ich eine so unendliche Süße, dass ich dem Schmerz ewige Dauer wünschte. Es war nicht körperlicher, sondern seelischer Schmerz, trotzdem er bis zu einem gewissen Grade auch auf den Körper gewirkt hat; süßeste Liebkosung, die der Seele von Gott werden kann.“
Lieber Beelzebub,
hälts Du das aus? Die Beispiele zeigen Dir, dass die Menschen nicht generell Sex als „Pfui Thema“ auffassen, sondern ebenso als eine wunderbare Möglichkeit von inniger liebevoller ekstatischer Begegnung, an der die Seele zutiefst mitbeteiligt ist …. zugegeben die Verbindung mit der Messe ist auf den ersten Blick ungewohnt, doch beim näheren nachsinnen ist zu entdecken, dass z. B. alle unsere 5 Sinne während einer Messe konkret angesprochen werden: Weihrauch, Kerzen, Weihwasser, schöne Gewänder, Gold, Bilder, Musik, Klänge, duftendes Öl, Brot und Wein ….. die Seele wird durch diese Kanäle vielfach berührt, sie ist ja ganz für das Sinnliche und die Schönheit empfänglich!! Das scheint mir DER Schlüssel zu sein für „guten Sex“: das Vorhandensein einer innigen Verbindung von Seele, Körper Geist, dadurch Empfänglichkeit für das Gegenüber …. (bei der Liturgie ebenso wie mit einem Partner)!! Die Brücke für das Transzendente, berührbar und offen für das Lebendige ….. die Seele kann ihrem „Ursprung“ – Gott – begegnen ….. Gerade die Musik in der Messe ist ein exzellentes Transportmittel dieser lebensvollen Schwingungen! Ich singe übrigens die Erdwärstmesse Beelzebub und wir erleben hier diese große Lebendigkeit und Ergriffenheit und Kraft …. und die Kirche ist voll und die Anwesenden wollen jedes Mal noch mehr davon und fragen nach den nächsten Terminen!!!
Wir sind also eher nicht gewohnt den Begriff „Sex“ in diesen weiten spirituellen Kontext einzubetten ….. wie bereichernd wäre dies doch – auch für Paarbeziehungen! Der Zeitgeist langweilt mit plakativen sexistischen Darstellung in den alltäglichen Medien ….. und die Kirche hat uns einen „gottgewollten lebendigen natürlichen Zugang“ gründlich vermiest……
Dass Jesus ohne Sex auf die Welt gekommen ist kann ich mir auf der Verstandesebene nicht vorstellen. Ich verehre ihn trotzdem zutiefst als den SOHN GOTTES, das ist für mich kein Widerspruch! Im Gegenteil! Du weißt vielleicht nicht (oder doch – Schlitzohr!), dass die Schriften der Bibel keine harten Tatsachenberichte sind, sondern mystische Geheimnisse vermitteln. Aber du weißt sicher, dass wir Menschen einen göttlichen Kern in uns tragen, wir also Gottes Kinder – seine Töchter und Söhne – sind. Das ist Dir ziemlich sicher ein Ärgernis …… vielleicht bist uns ja neidig und willst uns deshalb so manches einreden oder ausreden, uns ablenken ….. vielleicht aber regt sich manchmal insgeheim, ganz ganz tief drinnen, im allerhintersten Winkel sozusagen, ein Funke Sehnsucht in Dir, nach einer erneuten Verbindung mit dieser großen alles umfassenden LIEBE ….. du warst ja diesem göttlichen LICHT einst so nah wie kein anderer …..